Zahnprothesen, Spangen & Schienen
Pflegemittel & Anwendung
Im Handel sind verschiedene spezielle Pflegemittel für Zahnprothesen, Zahnspangen und Schienen erhältlich:
- Zahnprothesenbürsten
- Reinigungstabletten
- Reinigungsschaum bzw. Reinigungscreme (seltener)
- Ultraschallbäder & Reinigungskonzentrat (seltener)
Reinigungstabletten, Reinigungsschaum bzw. Reinigungscreme sind nur für die Reinigung der Prothesen außerhalb vom Mund geeignet!
Für Zahnprothesen bzw. Zahnspangen gelten im Allgemeinen dieselben Empfehlungen – zur Vereinfachung wird im Folgenden nur noch von Zahnprothesen gesprochen.
Die größte Herausforderung ist die sichere Ein- und Ausgliederung vor allem von technisch aufwendigen Zahnprothesen, ohne die Lippen, die Wangen oder die eigenen Finger durch Zubiss zu verletzen. Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Zahnprothese unbeabsichtigt nach hinten in den Rachen abrutscht. Mitunter können Abzugshilfen - entweder in die Prothesen eingearbeitet oder im Fachhandel als sogenannte Prothesenabzieher erhältlich - hilfreich sein.
Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, den Umgang mit Zahnprothesen zunächst bei Menschen zu "üben", die wenig eingeschränkt sind. Im Einzelfall macht es Sinn, einen Zahnarzt hinzuzuziehen.
Die Eingliederung der Zahnprothesen ist für die betroffenen Menschen angenehmer, wenn die Zahnprothesen vorher kurz befeuchtet werden – bei Verwendung von Haftcreme jedoch nicht die Prothesenunterseite.
Zahn-Schienen (Knirscher-Schienen) werden meist nicht zu den Mahlzeiten getragen und deshalb oft nur mit klarem Wasser abgespült, können aber auch mit Zahnbürste und Zahnpasta oder auch hin und wieder mit Reinigungstabletten und warmem Wasser gereinigt werden. Die Aufbewahrung erfolgt trocken in einer speziellen Dose am besten mit geöffnetem Deckel. So werden verbliebene Keime auf den Oberflächen noch besser abgetötet.
Herausnehmbare kieferorthopädische Zahnspangen sollen in der Regel so oft und so lange wie möglich - außer zu den Mahlezeiten - getragen werden. Die Reinigung empfiehlt sich hier entsprechend bei jeder Entnahme unter laufendem Wasser. Von Zeit zu Zeit können die Zahnspangen auch mit Zahnbürste und Zahnpasta oder zusammen mit einer Reinigungstablette in warmem Wasser für 10-15 Minuten erfolgen. In diesen Fällen sollten die Zahnspangen vor Eingliederung aber nochmal gründlich mit Wasser abgespült werden.
Festsitzende kieferorthopädische Apparaturen (Multiband) werden zusammen mit den Zähnen gereinigt. Mitunter hat der Zahnarzt spezielle Hilfsmittel zur Pflege empfohlen.
Zahnprothesen sollten mindestens einmal täglich vor dem Schlafengehen, am besten mit einer Zahnprothesenbürste und Zahnpasta unter leicht laufendem Wasser tief ins Waschbecken gehalten gründlich gereinigt werden. Haftcremereste lassen sich im Vorfeld ebenso wie im Mund mit Kompressen entfernen. Dei Reinigung mit Seife ist im Setting der Pflege nicht zu empfehlen, da die rüchstandslose Entfernung der Seife nicht gewährleistet werden und die betroffene Person im Notfall nicht darauf hinweisen kann. Zahnpasta schädigt den Zahnprothesenkunststoff nicht relevant und kann daher ohne Bedenken zur Reinigung genutzt werden.
Wenn möglich, Zahnprothesen tagsüber nach jeder Mahlzeit unter laufendem Wasser abspülen und den Mund mit Wasser ausspülen oder mit Kompressen kurz auswischen. Abends Prothesen gründlich reinigen.
Bei der Reinigung ist auf Absplitterungen, Sprünge und scharfe Kanten zu achten.
Die zusätzliche Desinfektion in warmem Wasser mit einer Zahnprothesen-Reinigungstablette ist jeden zweiten oder dritten Tag für 10 bis 15 Minuten sinnvoll. Bei großer Gefahr sich zu Verschlucken (Aspiration) oder reduzierter Abwehrlage (Immunsuppresion) wird die zusätzliche Desinfektion täglich empfohlen.
Ein- bis zweimal im Jahr kann zusätzlich die professionelle Zahnprothesenreinigung in einem Ultraschallbad – z.B. im Rahmen der Betreuung durch den Zahnarzt – erfolgen.
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Seife sollte in der Pflege nicht als Hausmittel zur Reinigung von Zahnprothesen angewandt werden, da Rückstände im Mund zu Irritationen führen bzw. als unangenehm empfunden werden können, ohne dass die betroffenen Menschen das immer klar kommunizieren können. Die Verwendung von Zahnpasta ist für die Kunststoffoberflächen von Zahnprothesen in der Regel unproblematisch.
Wie Haftcreme von Zahnprothesen und von den Auflageflächen im Mund am besten entfernt werden kann, erfahren sie hier.
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Die Lagerung von Zahnprothesen, Zahnspangen und Schienen sollte trocken erfolgen in einer Dose mit geöffnetem Deckel. Trocknung und gute Belüftung töten Bakterien besser ab.
Zahnprothesenbürsten
Zahnprothesenbürsten haben extraharte Borsten und häufig verschiedene Kopfformen, um die verschiedenen Prothesenbereiche gut reinigen zu können. Aufgrund der harten Borsten können Zahnprothesenbürsten länger (bis zu drei Monate) genutzt werden, bevor diese ausgewechselt werden sollten.
Haftcremereste auf den Zahnprothesen sollten immer zunächst mit Kompressen entfernt werden, da die Haftcreme nur sehr schwer wieder aus der Zahnprothesenbürste entfernt werden kann.
Zahnprothesenbürsten sind aufgrund der sehr harten Borsten nicht für die Anwendung im Mund geeignet!

Reinigungstabletten
Reinigungstabletten sind im Handel in großer Vielfalt erhältlich. Die Produkte haben mitunter verschiedene Wirkungen und unterscheiden sich auch in der notwendigen Einwirkdauer.
Für die Auswahl der Reinigungstabletten geben die Empfehlungen von ÖKO-TEST und Stiftung Warentest eine gute Orientierung.

Haftmittel
Zur Verbesserung des Prothesenhalts gibt es ebenfalls verschiedene Haftmittel:
- Haftcreme
- Haftpulver
- Haftpolster
Am weitesten verbreitet ist die Anwendung von Haftcreme.

Haftcreme ist weit verbreitet bei Trägern von Zahnprothesen, um den Halt zu verbessern. Hauptbestandteil sind Quellstoffe (z.B. Zelluloseverbindungen), die zusammen mit Speichel ein elastisches Polster zwischen Prothese und der Schleimhaut schaffen. Dieses Polster verbessert nicht nur den Halt, sondern kann auch vor Druckstellen "schützen".
Im Allgemeinen werden die Inhaltsstoffe gut vertragen, jedoch werden folgende Inhaltsstoffe vor allem bei übermüßigem Gebrauch als problematisch angesehen:
- Paraffine, die sich bei Verschlucken in Leber, Niere und Lymphknoten anreichern
- Farbstoffe sind zum Teil gesundheitsschädlich
- Zink kann zu Kupfer- und Eisenmangel führen - klinische Symptome sind Übelkeit, Bauchkrämpfe, Appetitlosigkeit, metallischer Geschmack im Mund, Durchfall, Kopfschmerzen
Für die Auswahl der Haftcreme geben die Empfehlungen von ÖKO-TEST und Stiftung Warentest eine gute Orientierung.
Der Gebrauch sollte so sparsam wie möglich erfolgen. Vor allem, wenn auf einmal deutlich mehr Haftcreme notwendig ist, um einen befriedigenden Halt zu erzielen, sollte ein Zahnarzt hinzugezogen werden. Vielleicht kann der Halt ja auch über andere Maßnahmen (z.B. mit einer Unterfütterung der Zahnprothese) wieder verbessert werden.
Haftcreme sollte immer auf die getrocknete Zahnprothesenunterseite, verteilt auf drei bis vier erbsengroße Punkte mit etwas Abstand zu den Rändern, aufgetragen werden. Danach lässt man die Haftcreme circa zehn Sekunden antrocknen und drückt die Prothese etwa zehn Sekunden auf den Kiefer. Bis zur nächsten Mahlzeit sollte man etwa weitere zehn Minuten abwarten, damit die Haftcreme ihre Wirkung voll entfalten kann.