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Rheuma
Allgemeinerkrankungen
Rheuma (griechisch rheo „ich fließe") ist ein Überbegriff für Krankheiten am Stütz- und Bewegungsapparat mit fließenden, reißenden und ziehenden Schmerzen – oft verbunden mit funktionellen Einschränkungen. Die Krankheiten sind dabei weder durch eine akute Verletzung noch durch einen Tumor verursacht.
Rheuma ist kein eigenständiges Krankheitsbild. Der sogenannte “rheumatische Formenkreis” beschreibt über 400 Krankheitsbilder. Neben dem Bewegungsapparat – vor allem die Gelenke – können nahezu alle Organe betroffen sein. Die vielen verschiedene Arten von Rheuma erschweren und verzögern häufig die Diagnose.
Intensität und Qualität der Versorgung haben entscheidenden Einfluss auf den Verlauf einer Rheumaerkrankung – wichtig sind die frühzeitige Diagnose und die konsequente Behandlung. Dies erfordert spezielle Kenntnisse und Erfahrungen des behandelnden Arztes.
Häufigkeit
Erkrankungen von Muskeln und Skelett:
- Ca. 25 % der Menschen in Deutschland leiden an Bewegungseinschränkungen
- Ca. 10 Mio. Menschen sind in Folge chronischer Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates behandlungsbedürftig
- Ca. 7 Mio. Menschen haben schwere chronische Rückenschmerzen
- Ca. 5 Mio. Menschen leiden an symptomatischer Arthrose
Als Arthrose bezeichnet man die irreversible Schädigung des Gelenkknorpels – in der Folge sind auch der Gelenkknochen betroffen. Ursache ist meist eine dauerhafte Überbeanspruchung der Gelenke.
Zahlen zu entzündlich-rheumatischen Erkrankungen:
- 1,5 Mio. Menschen leiden an entzündlich-rheumatischen Erkrankungen
- 20 Tsd Kinder sind von Rheuma betroffen
- Das Lebenszeit-Risiko, an Rheuma zu erkranken beträgt ca. 8 % für Männer und ca. 5 % für Frauen
Habe ich Rheuma? Als Schnelltest bietet sich der rheumachec®-Schnelltest an. Die weiterführende Diagnostik muss vom Hausarzt veranlasst werden.
Rheumatoide Arthritis
Etwa 550.000 Erwachsene sind betroffen, je 100.000 Personen werden ca. 20 bis 40 Neuerkrankungen pro Jahr gezählt. Die Krankheit beginnt häufig zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.
Risikofaktoren
- Höheres Alter
- Weibliches Geschlecht (Frauen dreimal häufiger als Männer)
- Genetische Disposition
- Rauchen
- Übergewicht
Symptome
- Drei oder mehr Gelenke seit mind. 6 Wochen geschwollen
- Auf beiden Körperseiten sind die gleichen Gelenke geschwollen
- Gelenke sind morgens nach dem Aufstehen mindestens eine Stunde steif
- Bluttest auf entsprechende Antikörper
Therapie
Medikamentöse Therapiestrategien bei der rheumatoiden Arthritis:
- Disease Modifying Antirheumatic Drugs (DMARD) – Goldstandard: Methotrexat (MTX)
- Zur Überbrückung bis zum Wirkungseintritt bzw. im akuten Schub zusätzlich zur Hemmung entzündungsfördernder Botenstoffe (Prostaglandine):
– Kortison (Prednisolon)
– unselektive COX-2-Hemmer: ASS, Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac
– selektive COX-2-Hemmer: Etoricoxib, Celecoxib und Parecoxib - Bei schweren Verlaufsformen: Biologika bzw. Biosimilars (Nachahmerprodukte der Biologika)
- Im Einzelfall auch stärkere Schmerzmittel (z. B. Opiate)
Biologika sind biotechnologisch hergestellte Eiweißsubstanzen, die aus lebenden Zellkulturen gewonnen werden. Sie hemmen das körpereigene Abwehrsystems und beeinflussen so die rheumatischen Entzündungsprozesse.
Als Hausmittel haben sich Heilpflanzen bewährt:
- Teufelskralle, Weidenrinde, Brennnessel, Weihrauch, Ingwerwurzel
- Äußerlich: Arnika, Wallwurz, Cayennepfeffer, Rosmarin
Physiotherapie:
- Zur Förderung der Gelenkigkeit
- Linderung von Schmerzen
- Lösung von Verspannungen
- Kräftigung der Muskulatur
Ergotherapie, um zu lernen, wie man alltägliche Aktivitäten möglichst gelenkschonend ausführt.
Ernährung, Rehabilitation und Sport ergänzen das Behandlungskonzept.
Rheuma & Parodontitis
Bakterien, die Parodontitis verursachen, haben direkte Effekte auf Gelenkknorpel. Parodontitis & rheumatoide Arthritis beeinflussen sich dabei gegenseitig. Parodontitis-Therapie hat auch einen positiven Einfluss auf rheumatoide Arthritis.
Menschen mit einer rheumatoiden Arthritis weisen mehr fehlende Zähne sowie häufiger klinische Anzeichen einer schweren Parodontitis auf. Die manuell eingeschränkte Mundhygienefähigkeit der Betroffenen begünstigt dabei das Entstehen parodontaler Erkrankungen.
Umgekehrt leiden parodontal erkrankte Menschen im Vergleich zu parodontal gesunden Menschen häufiger an einer rheumatoiden Arthritis. Dabei konnte sowohl im Blut-Serum als auch in der Synovia (Gelenkflüssigkeit) vermehrt Erbgut von Bakterien aus der Mundhöhle nachgewiesen werden. Insbesondere Porphyromonas gingivalis (ein Leitkeim der Parodontitis) hat dabei eine Schlüsselfunktion – das Bakterium kann Knorpelzellen (Chondrozyten) befallen und dazu bringen, abzusterben. Darüber hinaus kann Porphyromonas gingivalis mittels eigener Enzyme Proteine citrullinieren und so Autoantigene (citrullinspezifische Antikörper – aCCP) synthetisieren. Diese Autoantigene sind bei der Entstehung der rheumatoiden Arthritis von großer Bedeutung.
Die medikamentöse Therapie der rheumatoiden Arthritis mittels MTX zeigt einen positiven Effekt, die Kombination aus MTX mit einem Biologikum (TNF-alpha-Antagonist) einen negativen Effekt auf den parodontalen Entzündungszustand. Durch eine Parodontitistherapie kann jedoch in jedem Fall die Krankheitsaktivität einer rheumatoiden Arthritis reduziert werden.
Die Zusammenhänge stellen sich insgesamt als sehr komplex dar. In jedem Fall scheint eine interdisziplinäre Behandlung von Patienten mit Parodontitis und rheumatoider Arthritis empfehlenswert zu sein.
Diese Seite wurde zuletzt am 23.07.2024 geändert.