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Hilfe & Unterstützung Einschätzung Wie lässt sich die Mundgesundheit einschätzen?

Einschätzung
Wie lässt sich die Mundgesundheit einschätzen?

Neben Schwellungen und Schmerzen gibt es viele weitere Auffälligkeiten für schlechte Mundgesundheit. In der Pflege dienen Assessments dem "Messen", "Einschätzen" und "Bewerten" der Mobilität, geistiger Fähigkeiten, Ernährung oder auch der Mundgesundheit.

Fragen zur zahnärztlichen Betreuung

  • Gibt es einen Hauszahnarzt?
  • Wann erfolgte die letzte Kontroll-Untersuchung durch einen Zahnarzt?
  • Gibt es einen individuellen Mundgesundheitsplan?
  • Gibt es ein Bonusheft und ist dieses aktuell geführt?

Nicht alle Auffälligkeiten sind Probleme

Zahnfüllungen, Kronen, Brücken oder Prothesen fallen beim der Inspektion der Mundhöhle auf und müssen gepflegt werden. Diese Versorgungen sind aber – sofern sie intakt und funktionstüchtig sind – nicht als "krank" oder anzusehen.

Zudem gibt es "Spielarten der Natur" (Hämangiome, Exostosen) die nicht direkt behandelt werden müssen aber im im Blick behalten werden sollten. Manche Auffälligkeiten, wie z. B. bei der Haarzunge erfordern darüber hinaus besondere Pflegemaßnahmen.

Einige Auffälligkeiten sollten jedoch zeitnah zusammen mit einem Zahnarzt genauer abgeklärt werden. Dazu zählen beispielsweise Schwellungen in der Mundhöhle oder Druckstellen im Bereich der Auflageflächen von Prothesen.

Fremdeinschätzung

  • OAG (Oral Assessment Guide)
  • ROAG (Revised Oral Assessment Guide)
  • OHAT (Oral Health Assessment Tool)

Hier wird der objektiv feststellbare Zustand konkreter anatomischer Strukturen (z. B. Lippen, Zähne, Zahnfleisch, …) über vorgegebene Beschreibungen (z. B. feucht, trocken, rissig, …) bestimmten Kategorien (gesund, verändert, krankhaft) zugeordnet.

ROAG erfasst im Vergleich zu OAG zusätzlich Aspekte zu Zahnprothesen (Passung, Halt, Beschädigungen). OHAT erfasst zusätzlich das Kriterium Schmerz.

Selbsteinschätzung

  • OHIP-49/-21/-14/-5 (Oral Health Impact Profil)
  • GOHAI (Geriatric Oral Health Assessment Index)

Hier werden subjektiv geäußerte funktionelle Einschränkungen (Kauprobleme, Schmerzen, Unzufriedenheit mit dem Erscheinungsbild) für das Wohlbefinden und die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität erfasst.

DNQP-Expertenstandard Mundgesundheit

Für den Expertenstandard wurde ein zweistufiges Verfahren entwickelt. Beim Screening wird auf die Inspektion der Mundhöhle verzichtet. Ergeben sich hier Risiken oder Probleme für die Mundgesundheit, erfolgt im vertiefenden Assessment eine differenzierter Einschätzung, bei der die Inspektion der Mundhöhle unverzichtbar ist.

Screening-Kriterien

Das Screening soll mit wenigen subjektiven bzw. objektiven Kriterien und ohne die Inspektion der Mundhöhle auskommen. Ausschlaggebend sind folgende Kriterien:

Gehört der betroffene Mensch einer Risikogruppe für Probleme im Mundbereich an?

  • Körperliche Beeinträchtigung
  • Kognitive Beeinträchtigung
  • Neurologische Erkrankung (z. B. Parkinson, Schlaganfall)
  • Multimedikation
  • Hohes Lebensalter
  • Ernährungsprobleme bzw. Trinknahrung zur Nahrungsergänzung
  • Sauerstoffzufuhr oder Beatmung
  • Chemotherapie oder Strahlentherapie im Kopf-Hals-Bereich
  • Erkrankung im Mundbereich
  • Nach Operation im Mundbereich
  • Immunsuppression
  • Terminale Lebensphase
  • Substanzabhängigkeit
  • Prekäre Lebenssituation (Obdachlosigkeit, Armut)

Besteht ein objektiv wahrnehmbarer oder subjektiv geäußerter pflegerischer Unterstützungsbedarf bzw. ein Problem im Mund-, Kiefer- oder Gesichtsbereich?

  • Schmerzen, Schwellungen oder Verletzungen
  • Probleme beim Essen bzw. Kauen (auch Nahrungskarenzen)
  • Probleme mit herausnehmbarem Zahnersatz
  • Probleme bei der Mundpflege
  • Trockene bzw. rissige Lippen, Rhagaden
  • Mundtrockenheit
  • Mundgeruch

Sollte sich eine der Fragen bestätigen, kommen die nachfolgend aufgeführten Assessment-Kriterien zum Tragen.

Assessment-Kriterien

Das Assessment erfasst nicht nur einzelne anatomische Strukturen (Lippen, Zähne, Zahnfleisch, Zunge, etc.), sondern zudem mögliche Ursachen für Mundgesundheitsdefizite (eingeschränkte Mundöffnung, nicht bedarfsgerechte Pflegemittel, Defizite in der Ausführung, etc.).

Probleme im Bereich Mund, Mundhöhle und Zähne

  • Lippen, Mundwinkel, Mundschleimhaut oder Zunge sind belegt / gerötet / geschwollen / verletzt / trocken / rissig / auffällig verändert
  • Zahnfleisch ist geschwollen / gerötet / blutet / auffällig verändert
  • Zähne, Zahnzwischenräume, Zahnersatz zeigen weiche oder harte Beläge oder Speisereste
  • Zähne sind stark beweglich / stark verfärbt / defekt / abgebrochen / scharfkantig / auffällig verändert / fehlend
  • Bei Schmerzen, Schwellungen oder Verletzungen: Lokalisation und gegebenenfalls Ursache

Probleme mit dem Zahnersatz

  • Zahnersatz fehlt / wurde längere Zeit nicht getragen
  • Zahnersatz ist beschädigt / scharfkantig / gesprungen / gebrochen
  • Herausnehmbarer Zahnersatz sitzt zu locker, Probleme bei Ein- bzw. Ausgliederung
  • Herausnehmbarer Zahnersatz hält auch mit angemessener Menge Haftcreme nicht oder verursacht Druckstellen

Mundtrockenheit und reduzierter Speichelfluss

  • Flüssigkeitsaufnahme unzureichend
  • Medikamente mit Nebenwirkung
  • Mundatmung aufgrund gestörter Nasenatmung
  • Speicheldrüsen-Funktion beeinträchtigt

Mundgeruch

  • Nahrungsmittel, Diäten
  • Auffälligkeiten an Zähnen, Zahnfleisch und Zahnersatz (v. a. Beläge)
  • Auffälligkeiten im Bereich der Zunge und Mundschleimhaut
  • Diabetes, Reflux, Antibiotika, Tumor

Pflegerischer Unterstützungsbedarf bei der Mundpflege

  • Körperlich bzw. kognitiv bedingte Beeinträchtigung
  • Erschwerter Zugang zur Mundhöhle
  • Fehlende bzw. nicht angemessene Hilfs- und Pflegemittel, unangemessener Umgang damit

Diese Seite wurde zuletzt am 08.10.2025 geändert.

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